An den meisten Galerien in seiner Stadt ist man vermutlich schon einmal vorbei gegangen oder hat zu mindestens von ihnen gehört, denn eine Toplage ist für Galerien wichtig, diese wollen schließlich gesehen werden. Vielleicht hat man auch schon mal einen Blick durch das Schaufenster gewagt, doch die wenigsten treten ein.
Dabei gibt es so vieles zu entdecken. Einigen fehlt die Zeit, einige sind der Meinung, sie könnten sich Kunst „nicht leisten“ und andere sehen auf den ersten Blick nichts, was ihnen gefällt. Deshalb schauen sie aus sicherer Entfernung und wollen nicht in „nervige“ Verkaufsgespräche verwickelt werden. Das sind allerdings alles Vorurteile, mit denen eine wirklich gute Galerie aufräumt, man muss ihr nur eine Chance geben.
Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Ein kurzer Galeriebesuch, auch außerhalb groß angesetzter Events kann Balsam für die Seele sein. Ein Kraftort der Ruhe und Entspannung, denn niemand wird Sie zwingen, etwas zu kaufen. In erster Linie möchte eine gute Galerie die Werke ihrer Künstler einem Publikum präsentieren, denn Kunst möchte gesehen werden. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn sie „nur mal kurz schauen“ möchten, die wenigsten Menschen kaufen Kunst zwischen Tür und Angel.
Springen Sie auch einmal über den eigenen Schatten, wenn Sie auf den ersten Blick nichts entdecken können, was sie sofort anspricht. Galeristen und Kuratoren sind nicht nur Kunstkenner, sondern auch Kunstvermittler und können helfen, wenn Sie etwas Bestimmtes suchen oder Fragen haben. Die wenigsten Galerien stellen alle Werke gleichzeitig aus, über die sie verfügen. Die meisten haben Zugriff auf ein großes Repertoire an Werken und Künstlern, mit denen sie arbeiten, also nur weil es grade nicht da ist, heißt es nicht, dass die Galerie „schlecht“ ist. Sie brauchen nur zu fragen.
Kunst ist immer ein Austausch. Wenn Sie durch eine Messe auf die Galerie aufmerksam geworden sind, freut sich der Mitarbeiter der Galerie über diese Information. Wenn Sie noch nie etwas von der Galerie gehört haben, wird am Empfang Informationsmaterial für Sie bereit liegen. Broschüren und Prospekte über die letzten Ausstellungen, Kunstmessen, was Sie in der Zukunft erwarten wird und welche Künstler die Galerie vertritt. Sie können also auch alles später lesen und erst einmal ihre Aufmerksamkeit den Kunstwerken widmen.
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Anhand dieser Informationen sehen Sie auch das Konzept einer Galerie und das hat jede gute Galerie unweigerlich – ein Konzept. Seriöse Kunsthändler können nicht heute hü und morgen hott sagen. Sie haben einen Faden bzw. einen eigenen Charme, der sich durch die Ausstellungen zieht.
Wenn Sie sich letztendlich doch dazu entscheiden möchten, ein Kunstwerk zu erwerben, sei es als Wertanlage oder einfach, weil es ihnen gefällt, dann wird eine gute Galerie auf all ihre Fragen eine Antwort haben. Vom passenden Rahmen bis zum Transport kann eine gute Galerie alles für sie organisieren. Bei vorzeige Galerien können Sie Kunstwerke sogar mieten oder am gewünschten Ort zur Probe hängen lassen, um dann zu entscheiden, ob es sich in seiner neuen Umgebung einfügen und zur Geltung kommen würde.
Sie können auch gehen und nach ein paar Tagen wiederkommen, das gilt natürlich nicht, wenn Sie durch Zufall am letzten Tag eines Events vorbeischauen, aber in der Regel geben gute Galerien den Besuchern Zeit und setzten die Ausstellungen in einem angemessenen Zeitraum an.
Meiden Sie schwarze Schafe, Kunsthändler, die sie zu einem Kauf drängen oder Galerien, in denen die Mitarbeiter ihnen kaum Informationen über die Künstler oder Werke geben können, sind keine Partner, mit denen Sie langfristig zufrieden sein werden. Ebenso stellt eine gute Galerie immer Rechnungen und Zertifikate aus. Seriöse Kunsthändler können immer nachweisen, dass es sich um Originale handelt und schildern, wo und wie ein Werk in den Besitz gekommen ist.
Letztendlich entscheidet der Besucher, was für ihn eine gute Galerie ist und was nicht. In einer guten Galerie fühlen Sie sich wohl, verbringen gerne Zeit und sehen in den Galeristen bzw. den Angestellten keine reinen Verkäufer. Bei einer guten Galerie schauen sie gerne vorbei und pflegen vielleicht selbst den Kontakt, weil Sie sich auf die nächste Ausstellung freuen. Und wenn ihnen einmal etwas nicht gefällt, dann teilen Sie das der Galerie ruhig mit, diese lebt, wie bereits geschrieben, vom Austausch und von Feedback. Eine gute Galerie nimmt konstruktive Kritik entgegen.
Ich gehe regelmäßig in Interviews mit Künstlern oder Galeristen der Frage nach, wie man eine gute Galerie erkennt. Der Künstler, Kurator und Art Direktor Toomas Altnurme blickt auf über 300 Ausstellungen weltweit zurück und antwortete auf die Frage:
„Künstler sollten niemals für von ihnen gestaltete Galerie-Ausstellungen bezahlen, es sollte kostenlos sein. Im besten Fall werden die Künstler bezahlt. In Estland gibt es 3 Galerien, die dafür bezahlen, dass ein Künstler seine Werke zeigt. Eine schlechte Galerie ist eine Unternehmensgalerie in einem Stil, in dem Künstler nicht einmal einen Antrag auf Ausstellung ihrer Werke stellen können. Die Standardantwort lautet, dass wir unsere Kuratoren haben und sie die Künstler auswählen. Das ist ein Betrug, den Sie von New York bis Skandinavien, sehen können. Viele Museen und Galerien, stellen tote Künstlerarbeiten aus und profitieren. Eine gute Galerie ist für alle Künstler geöffnet. Leider können wir heutzutage nicht viele davon sehen.“
Wenn Sie in Dresden sind, empfehle ich einen Besuch in der Inspire Art!
Bleiben Sie gesund und eventuell begegnet man sich einmal auf der einen oder anderen Ausstellung. Gerne können Sie mich über ihr spannendes Kunstprojekt informieren.
Interviews, Informationen zu Ausstellungen und Kunstnews finden Sie auf www.arttrado.de
Robert Heidemann