Marita Tobner
1. Wie sieht mein künstlerisches Konzept / Ihre Idee von Kunst aus?
"Grundthema meiner Malerei ist die Liebe zum Leben und im besonderen die Lebenswirklichkeit von Frauen. So entstehen Momentaufnahmen vor dem Hintergrund gesammelter Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Alltag, dem Banalen und verdichten sich zu Geschichten. Die Arbeiten thematisieren die vielfältigen Aspekte des menschlichen Seins, ihr Wesen und deren Beziehungen und Ambivalenzen zu- und untereinander."
"Die Umgebung, der Bildraum lässt sich nicht einfach Stereotypen zuordnen, abstrakte und gegenständliche Elemente durchdringen den Bildraum und geben in diesem Spannungsfeld den Blick frei auf inneres und äußeres Erleben. Eine kraftvolle Farbgestaltung, die Verwendung verschiedenster stilistischer Mittel und Techniken, sowie die Dynamik der Grafik erzeugen neue vielschichtige Geschichten mit Details, die durch Intensität fesseln. Bildideen ergeben sich aus eigenem Erleben als Frau sowie aus der Literatur.
Oftmals steht der Titel eines Werkes vor Fertigung bereits fest und die einzelnen Stilelemente werden im Nachhinein gesucht. Dies erzeugt eine ausgeprägte Spannung, die im Malprozess auch intuitiv komponierte Elemente mit einfließen lässt. Abstrakte und figurative Elemente werden in Dialog zueinander gesetzt und ergän-zen sich gegenseitig. Am Anfang steht das Wort, gefolgt von der Auswahl des Farbkanons wird der Untergrund in Malerei angelegt. Collageelemente werden integriert und die Komposition wird z. B. mit Grafik und Spraypainting geordnet. Nun folgt die Integration des Hauptelementes, der Frau (Holz- oder Linolschnitt) in die Arbeit. Abschließend werden die einzelnen Elemente weiter ergänzt mit Grafik, Malerei und Collageelementen bis diese verdichtet in ihrer Aussage stimmig sind."
2. Welche sind Ihre hauptsächlichen Materialien, mit denen Sie arbeiten?
"Welche Rolle spielen die Materialien im fertigen Kunstwerk? Meine Arbeiten entstehen seriell in Mischtechnik, also einer Mischung aus Acryl, Öl, Holz- oder Linolschnitt, Collage, Malerei und Zeichnung. Die Intention ist maximale Variation - auch in der Bildaussage - zu erreichen mit den unterschiedlichen Techniken und Materialien."
3. Welche Botschaft steckt hinter meinem kreativen Schaffen?
"Meine Intention zur Arbeit ist das sichtbar machen inneren Erlebens im Dialog mit äußeren Lebenswirklichkeiten der Frau per se. Die Verflechtungen und auch Widersprüchlichkeiten menschlichen Seins aufzudecken und damit zur Diskussion zu stellen, sind mir ein großes Anliegen.
Hintergrund zur Werkserie "Weites Feld" ist ein Liedtext:
Wie eng ist diese Stadt, die Straßen sind aus Asphalt und Wände stehen rings umher. Das Atmen fällt mir schwer. Dies ist kein Ort, wo ich mit dir leben kann. Oft liege ich noch lange wach, fliege meinen Träumen nach und stell´mir vor, wie es wäre in einem anderen Land zu sein. Weites Land, wo man den Horizont noch sehen kann, wo es keine Mauern und Grenzen gibt, dort wo die Blume der Freiheit noch blüht."
"Weites Land, so weit das Auge reicht, das Glück der Einsamkeit. Wir beide sind uns genug. Gib mir das bisschen Mut, das ich noch brauche den Schritt zu wagen und zu gehen. Sind wir erst unterwegs und fliegen himmelwärts, dann schau ich ich mehr zurück auf diese Stadt so laut und kalt.
Das Leben einer Frau ist ein weites Feld.
Ein komplexes vielschichtiges Thema über das wir Tage, Monate, Jahre reden können. Das Rollenverständnis und die damit gesteckten Grenzen verändern sich im Leben, so dass oft keine Zeit bleibt mitzukommen und eine Identitätsfindung erschwert ist. Demzufolge ist es schwierig, Wurzeln zu schlagen und sich sicher zu verorten. Das spiegelt sich in meiner Malerei wieder: vielschichtig und in der Tiefe wartet Unbekanntes.
Oberflächlich suggerieren die Bilder eine heile Welt, bei näherem hinsehen offenbaren sich Brüche und Spannungen."